Der Zwingerhund

Aktion Tier – menschen für tiere e.V.
Ausgabe: April 2014
Gedicht von Hans Georg Zallmann

Der Zwingerhund

Ich kenn` kein Kornfeld, keinen Baum;
Ich hab die Pfoten wund,
bin weggesperrt für alle Zeit,
bin nur ein Zwingerhund.

Die Freiheit sollt`ich täglich spür`n,
das hatte er versprochen,
riechen, toben, mit ihm gehen,
er hat sein Wort gebrochen.

Zum Spiel lässt keiner mich heraus,
ich laufe immer rund,
die Tür ist fest und immer zu
für einen Zwingerhund.

Der Wind, der durch die Gitter fegt,
der schneidet mir ins Fell.
Ich halte weiter meine Wacht,
bald wird es wieder hell.

Mein Herrchen von der Arbeit kommt,
sein Tag war wirklich lang,
ich belle, winsle, freue mich –
kein Wort, kein Blick, kein Dank.

Ein Zwingerhund hat keinen Freund,
sein Napf bleibt lange leer;
Ich bin zum Hungern auserkor`n,
wer gibt mir etwas mehr?

Das letzte Wasser ist schon Eis
Und meine Kehle trocken,
die Zähne stumpf, sie fallen aus,
nur hartgefror`ne Brocken.

Das Haus ist warm, dort feiern sie,
ich wache Stund`für Stund`,
ich friere, jaule durch die Nacht;
bin nur ein Zwingerhund.

Die Kraniche wie jedes Jahr
Im Keil nach Süden zieh`n,
hätt` ich Flügel, könnte nach,
und dieser Qual entflieh`n.

Der Freund des Menschen sollt`ich sein
Und niemals leiden Not,
jetzt bin ich alt, man kennt mich kaum,
ich warte auf den Tod.

Und wenn er kommt, der letzte Tag,
der macht mich frei, ich tu`s kund:
Ich konnt` den Menschen nicht verstehen,
war nur ein Zwingerhund.

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